Veranstaltungsreihe „Lectio divina & Bibliolog“

Biblische Texte lesen – bedenken – diskutieren

In dieser Veranstaltungsreihe, die in Mörschwil schon eine längere Tra­di­tion hat, lassen wir die Bibel auf uns wirken. Aber nicht die ganze heilige Schrift aufs Mal. Sondern kurze Pas­sagen aus ei­nem bestimmten Zusammenhang. Und genau eine Stunde lang. Was nicht ausschliesst, dass einem der Text dann noch länger durch den Kopf geht.

Die aktuelle Reihe trägt den Titel „Aufbrechen ohne Landkarte. Texte zum Weitergehen“.

In der Bibel ist überraschend oft vom Aufbreche, Gehen und Unterwegssein die Rede. Abraham und Sara, Mose, Mirjam und Aaron, das ganze Volk Israel, Jesus mit seiner Anhängerschaft oder Paulus – viele Frauen und Männer machen sich auf den Weg, immer wieder. Verluste und Verheissungen lösen solche Aufbrüche aus; der Segen Gottes begleitet die Menschen oft.

Termine siehe unten – aber zunächst:

Was ist eigentlich eine „Lectio divina“ oder ein „Bibliolog“?

Die Lectio divina ist ein sehr einfacher Weg, die Bibel kennenzulernen. Voraussetzung ist allein die Freude am Lesen und Entdecken des Textes, und am gegenseitigen Austausch darüber, was beeindruckt, irritiert oder ermutigt. Im Prozess geleitet uns die moderne Form eines – wie der Name schon vermuten lässt – höchst traditionsreichen Verfahrens, die Bibel als lebendige Quelle zu nutzen, die eigene Gottesbeziehung immer wieder neu zu entdecken und dabei zugleich aus den Einsichten anderer etwas für sich zu gewinnen.

Der Bibliolog lässt die Bibel lebendig werden, weil jede und jeder von uns etwas zu ihr zu sagen hat. Die Teilnehmenden werden angeregt, sich in verschiedenste Gestalten oder Situationen eines jeweils ausgewählten biblischen Textes hineinzuversetzen. In diesen Rollen füllen sie die „Zwischenräume“ des Textes mit eigenen Ideen. Man tritt im wahrsten Sinne in ein Zwiegespräch mit der wichtigsten Textsammlung des Christentums – und ins Gespräch miteinander über Eindrücke, Merkwürdigkeiten und Inspirationen.

Warum bieten wir zwei Formate an?

Während der Corona-Lockdowns sind wir mit dem Format ‚Lectio divina‘ notgedrungen auf eine Videokonferenz-Lösung im Internet umgestiegen. Es hat sich jedoch gezeigt, dass diese Zoom-Sitzungen bestens geeignet sind, um sich in einem überschaubaren Personenkreis über einen biblischen Text auszutauschen. Auch ermöglichen sie es Interessierten von weiter her, an den Anlässen teilzunehmen. Wir bieten die auch einzeln besuchbaren Veranstaltungen darum sowohl ‚vor Ort‘ (Jumaheim bzw. Pfarreisaal) als auch per Videokonferenz an.

Zoom-Zugang bitte bei Bernd Ruhe telefonisch (071 866 12 65) oder per E-Mail (bernd.ruhe@pfarrei-moerschwil.ch) anfordern.

Wenn Sie die jeweils gelesene – bedachte – diskutierte Bibelstelle gerne schon vor der Veranstaltung kennenlernen möchten, folgen Sie einfach unten dem jeweiligen Link.

  • «Immer wieder aufbrechen»
    Genesis 11,27-12,5

    • Mo., 15. Januar, 19-20 Uhr, Lectio divina im Jumaheim
    • Do., 18. Januar, 19-20 Uhr, Lectio divina als Zoomsitzung

Abraham hört einen göttlichen Ruf zum Aufbruch, dazu eine fast unglaubliche Verheissung, und macht sich auf den Weg.

  • «Innehalten und Überraschendes wahrnehmen»
    Genesis 28,10-17

    • Di., 13. Februar, 19-20 Uhr, Lectio divina im Jumaheim
    • Do., 15. Februar, 19-20 Uhr, Lectio divina als Zoomsitzung

Jakobs Traum vom „Tor zum Himmel“ ereignet sich an einem Wendepunkt seines Lebens. Er hat seinen Bruder Esau betrogen und fürchtet nun um sein Leben.

  • «Versorgung erleben, auch in steiniger Wüste»
    Numeri 20,1-11

    • Di., 12. März, 19-20 Uhr, Lectio divina im Jumaheim
    • Do., 14. März, 19-20 Uhr, Lectio divina als Zoomsitzung

Das Volk Israel ist nach der Befreiung aus Ägypten schon eine Zeit lang unterwegs in der Wüste. Sie haben die Weisungen am Sinai empfangen, doch haben sie sich in Krisensituationen immer wieder nach Ägypten zurückgesehnt.

  • «Gott vor und hinter sich wissen»
    Jesaja 30,18-26

    • Di., 16. April, 19-20 Uhr, Lectio divina im Jumaheim
    • Do., 18. April, 19-20 Uhr, Lectio divina als Zoomsitzung

Die Sammlung Jes 28-32 geht im Grundstock auf die Verkündigung des Propheten Jesaja zurück und ist vermutlich in die Zeit der assyrischen Invasion in Juda (701) zu datieren. Weherufe prägen das 30. Kapitel, aber inmitten der Kritik an politischen Entscheidungen setzt eine grosse Hoffnung ein.

  • «Raum gewinnen»
    Markus 6,6b-13

    • Di., 28. Mai, 19-20 Uhr, Lectio divina im Jumaheim
    • Do., 30. Mai, 19-20 Uhr, Lectio divina als Zoomsitzung

Nachdem Jesus die Zwölf erwählt hat, sendet er sie aus. Die Last der Verkündigung wird auf mehrere Schultern verteilt.

  • «Sich beschenken lassen»
    Matthäus 6,24-34

    • Di., 18. Juni, 19-20 Uhr, Lectio divina im Jumaheim
    • Do., 20. Juni, 19-20 Uhr, Lectio divina als Zoomsitzung

Jesus stellt seine Zuhörer vor die Wahl zwischen zwei sich ausschliessenden Herrschaftsbereichen. Sie sollen sich entscheiden: Gott oder Mammon.

  • «Auf Gott vertrauen»
    Psalm 33

    • Di., 20. August, 19-20 Uhr, Lectio divina im Jumaheim
    • Do., 22. August, 19-20 Uhr, Lectio divina als Zoomsitzung

Der Psalm ist sicher der bekannteste Psalm überhaupt, für viele Menschen ist er der Lieblingspsalm. Der Psalm 23 ist kurz, bildreich, er ist vertraut. Bei genauerem Hinsehen sieht man jedoch, wie komplex der Psalm trotz seiner Kürze ist.

Lectio divina per Zoom

«Basis der letzten Lectio divina-Runde waren die Texte zur Steinigung des Stephanus Apg. 6.8 – 7.60, in denen Stephanus wegen seines Zeugnisses über Jesus Christus der Lynchjustiz von Juden aus der Diaspora zum Opfer fällt. Zoom ermöglichte, dass auch Teilnehmer aus weit entfernten Gebieten dabei sein konnten; unsere beiden sehr kundigen Bibelexegeten Bernd Ruhe und Kuno Füssel (aus dem Gebiet Trier, ehemals Lehrer von Bernd Ruhe und Mitarbeiter von Karl Rahner) gaben tiefe und interessante Einblicke in die Entstehungsgeschichte der Texte und über die damaligen Verhältnisse im Orient. Die Teilnehmerzahl von 8 – 10 Personen ermöglichte einen sehr persönlichen, den Glauben vertiefenden Austausch. Eine ausgezeichnete, innovative Art der Glaubensverkündigung.»

Roman Rieger sen., Mörschwil

Bibliolog

«Durch den Bibliolog wird man zu einem Teil der Geschichte und kann mit den Personen mitfühlen. Dadurch wird es intensiver und man versteht im Nachhinein die Reaktionen beziehungsweise den Inhalt der Geschichte viel besser. Jeder kann seine Meinung kundtun und es gibt kein richtig und kein falsch. So öffnen sich neue Blickwinkel und man sieht die Situation plötzlich aus einer ganz neuen Sicht. Für mich ist es eine tolle Abwechslung und es herrscht eine entspannte, lockere und ungezwungene Atmosphäre, in der es auch Platz für erheiternde Momente hat.»

Irina Wagner, Mörschwil